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Cpanel

Geschichte

Das Klavier, früher auch Pianoforte oder seltener Fortepiano, heute kurz Piano, ist ein gegen Ende des 17. Jahrhunderts erfundenes Musikinstrument, in dem auf Tastendruck über eine spezielle Mechanik Hämmerchen gegen Saiten geschleudert werden. Hinsichtlich der Bedienung ist das Klavier also ein Tasteninstrument, hinsichtlich der Erregungsart ein Schlaginstrument und hinsichtlich des schwingenden Mediums ein Saiteninstrument. Die modernen Hauptformen des Klaviers sind der Flügel (englisch grand piano) und das Pianino (englisch upright piano).

Bezeichnungen:

Das Wort clavis (lateinisch für „Schlüssel“) stand in der mittelalterlichen Musiktheorie für eine mit einem Buchstaben bezeichnete Tonstufe. Weil Tonbuchstaben manchmal direkt auf die Tasten der Orgel geschrieben wurden, konnte die Bezeichnung clavis auf die Taste selbst übergehen. In notierter Musik wurden Tonbuchstaben vor die Liniensysteme geschrieben, wodurch die Bezeichnung auch auf den Notenschlüssel überging. Im englischen Wort key hat sich die mehrfache Bedeutung Schlüssel/Tonstufe/Taste/Notenschlüssel bis heute erhalten.[1]

Für die Gesamtheit aller claves („Tasten“) wurde über französisch clavier [klaˈvje] „Tastatur; Klaviatur“ das deutsche Wort Clavier gebräuchlich. Bis Ende des 18. Jahrhunderts fasste man alle Tasteninstrumente unabhängig von der Art der Klangerzeugung, also auch die Orgeln (Windclaviere), unter diesem Namen zusammen (Sebastian Virdung, 1511; Jakob Adlung, 1758).

1619 nannte Michael Praetorius jedwedes über eine Tastatur zum Klingen gebrachte Saiteninstrument clavicordium – sowohl die Tangentenklaviere (vor allem die Clavichorde im engeren Sinn) als auch die Zupfklaviere (Cembali, Virginale und Spinette). 1753 bezeichnete Carl Philipp Emanuel Bach Spieler aller besaiteten Tasteninstrumente einschließlich des noch recht jungen Hammerklaviers als „Clavieristen“. Das Cembalo hieß bei ihm „Flügel“, das Clavichord „Clavicord“ und das Pianoforte „Forte piano“. Im 19. Jahrhundert setzte sich das Wort „Klavier“ als Überbegriff für Flügel mit Hammermechanik und Pianinos (ital. für „Klavierchen“) allgemein durch.

1960 empfahl der Musikhistoriker Friedrich Wilhelm Riedel die Rückübertragung des Begriffs „Clavier“ in dieser Schreibweise auf alle Tasteninstrumente, weil in Alter Musik die Wahl des Tasteninstruments häufig offen gelassen wurde.

Der ebenfalls übliche Name „Piano“ ist die Kurzform von „Pianoforte“ (von italienisch piano [ˈpi̯aːno] „leise“ und forte [ˈfɔrte] „laut“) und bezieht sich darauf, dass auf Hammerklavieren anders als auf älteren Tasteninstrumente große dynamische Unterschiede durch unterschiedlich starken Anschlag der Tasten erreichbar sind.

Seit der Erfindung von Tasteninstrumenten mit elektrischer bzw. elektronischer Klangerzeugung (Keyboards) wird das Wort „Klavier“ meist für Instrumente akustisch-mechanischer Bauweise reserviert, oft zusätzlich eingeengt auf das Pianino mit seiner vertikalen Besaitung (im Unterschied zum Flügel mit horizontaler Besaitung). Das Wort „Piano“ dagegen umfasst auch die Keyboards sowie das Digitalpiano – letzteres ein elektronisches Piano, das versucht, Klang und Anschlaggefühl des akustisch-mechanischen Instrumentes wirklichkeitsnah zu simulieren.

Bau

Bestandteile

Flügel und Pianinos haben alle wesentlichen Bauteile gemeinsam:

  • das Gehäuse (den Korpus) mit Balkenkonstruktion, Verstrebungen und Rasten aus Holz,
  • den darauf geleimten Resonanzboden aus Holz,
  • den Stimmstock aus Holz,
  • die auf den Stimmstock geschraubte gusseiserne Platte mit eingeschraubten Wirbeln aus Metall, an denen die Saitenenden aufgewickelt sind,
  • Saiten aus Gussstahldraht (für die tiefsten Töne je eine mit Kupferdraht umsponnene dickere Saite, für einen Übergangsbereich je zwei mit Kupferdraht umsponnene dünnere Saiten, für die übrigen Töne je drei Blanksaiten),
  • die Klaviermechanik, bestehend aus einem diffizilen Spielwerk von Tasten, Federn, Hämmern, Zungen, Stößeln und Dämpfern, die beim Tastendruck den Klang erzeugen,
  • die dazugehörige Klaviatur von regulär 88 Tasten,
  • zwei bis drei Pedale.

Klaviatur

Ausschnitt einer Klaviatur mit zwölf bezeichneten Tasten

Die Klaviatur der meisten Flügel, Pianinos und Digitalpianos besteht aus 88 Tasten, davon 52 „weiße Tasten“ (auch „Vordertasten“ oder „Untertasten“) und 36 „schwarze Tasten“ (auch „Hintertasten“ oder „Obertasten“), die über die weißen Tasten hinausragen, verhältnismäßig schmal sind und zusätzlich abgeschrägte Seitenflächen haben. Aus der normierten Tastenbreite moderner Instrumente ergibt sich eine Gesamtbreite der Klaviatur von 123 cm; die Oberfläche der weißen Tasten befindet sich etwa 74 cm über dem Boden.

Im Klavierbau besteht eine Oktave aus sieben weißen und fünf schwarzen Tasten. Die weißen Tasten bilden eine diatonische Leiter (auf den Grundton c bezogen eine C-Dur-Tonleiter), die schwarzen Tasten eine pentatonische Leiter (auf den Grundton fis bezogen eine Fis-Dur-Pentatonik) – zusammengenommen ergibt das eine chromatische Leiter. Links liegen die tiefsten Töne, rechts die höchsten.

Die sieben weißen Tasten heißen c, d, e, f, g, a und h, die fünf schwarzen Tasten je nach musikalischem Zusammenhang cis, dis, fis, gis und ais (Erhöhungen der Stammtöne) oder des, es, ges, as und b (Erniedrigungen der Stammtöne). Die Klaviatur verkörpert also das europäische diatonische Tonsystem, das C-Dur und a-Moll als Ausgangstonarten nutzt und die übrigen Tonarten davon ableitet. Der Schritt von einer weißen auf eine schwarze Taste erleichtert den Fingerübersatz, der Schritt von einer schwarzen auf eine weiße Taste den Daumenuntersatz.

Pedale

Linkes, mittleres und rechtes Pedal

Der Klang kann durch zwei oder drei Pedale beeinflusst werden.

Das rechte Pedal heißt auch „Fortepedal“ (von forte, ital. für „kräftig“) oder „Dämpferaufhebung“; mit der Aufforderung „senza sordine“ (ital. für „ohne Dämpfer“, oft in der gemischt italienisch-lateinischen Pluralform „senza sordini“, etwa im 1. Satz von Beethovens „Mondscheinsonate“) ist ebenfalls das rechte Pedal gemeint. Es sorgt dafür, dass alle Dämpfer von den Saiten abgehoben werden, damit die angeschlagenen Töne auch nach dem Loslassen der Tasten weiterklingen. Außerdem schwingen die nun ungedämpften Saiten anderer Töne mit, was dem Klavier einen volleren Klang gibt. Im künstlerischen Klavierspiel wird das rechte Pedal in hochdifferenzierter Weise eingesetzt; man unterscheidet z. B. das Harmoniepedal (Sammelpedal), das synkopierte Pedal (Legato- oder Bindepedal), das Halbpedal, das voraus getretene und das gleichzeitig getretene Pedal.

Das linke Pedal heißt auch „Pianopedal“ (von „piano“, ital. für „leise“), „Verschiebung“ oder „una corda“ (ital. für „eine Saite“). Beim Flügel wird die gesamte Mechanik einige Millimeter nach links oder rechts verschoben, sodass die Hämmer nicht mehr alle drei Saiten eines Saitenchors treffen, sondern nur noch zwei bzw. eine Saite. Dadurch verändert sich auch die Klangfarbe, weil nunmehr Saiten existieren, die nicht durch direkten Anschlag, sondern durch Resonanz erregt werden. Außerdem treffen durch die Verschiebung andere Stellen des Hammerfilzes auf die Saiten. Diese Stellen sind anders intoniert (d. h. vom Klavierstimmer mit der Intoniernadel aufgeweicht bzw. mit einer Feile gehärtet) als die Filzstellen, die in Normalstellung die Saiten anschlagen. Beim Pianino bewegt das linke Pedal die Hämmer der Klaviermechanik näher an die Saiten, sodass die Kraft, die jeder Hammer bei Betätigung aufbauen kann, geringer ist. Damit wird das Spielen besonders leiser Stellen vereinfacht. Der Hersteller Fazioli bietet ein Flügel-Modell mit zwei Piano-Pedalen an, die dem Pianisten die Wahl zwischen der „Verschiebung“ und dem Pianopedal der Pianino-Technik ermöglicht.

Das (nicht immer vorhandene) mittlere Pedal ist entweder ein Tonhaltepedal oder ein Moderatorpedal. Wenn ein Flügel ein mittleres Pedal besitzt, handelt es sich in der Regel um das so genannte Tonhalte-, Tonhaltungs-, Sostenuto- oder Steinway-Pedal. Diese Vorrichtung wurde von französischen Klavierbauern entwickelt (Jean Louis Boisselot 1844, Claude Montal 1862) und in den USA zum Erfolg geführt (Albert Steinways Patent von 1874). Sie hindert die gerade gehobenen Dämpfer daran, wieder zurückzufallen. Der Spieler kann damit also einzelne Töne oder Klänge festhalten, während alle anderen Dämpfer weiterhin auf das Spielen und Loslassen der Tasten (bzw. das rechte Pedal) reagieren. Das Tonhaltepedal – mittlerweile ist es auch bei größeren und teureren Pianinomodellen anzutreffen – findet vor allem in der Klaviermusik des 20. Jahrhunderts Verwendung. Wenn ein Pianino ein mittleres Pedal besitzt, handelt es sich meist um den so genannten Moderator. Bei Betätigung schiebt sich ein Filzstreifen zwischen Hämmer und Saiten und macht das Instrument deutlich leiser. Bei manchen Pianinos wird der Moderator allerdings nicht über ein Pedal, sondern über einen schiebbaren Knopf oder einen drehbaren Hebel aktiviert, der links der Klaviatur oder unter ihr sitzt. Vor allem in den 1960er Jahren versahen einige Hersteller den Filzstreifen mit Nieten, die dem Klavier einen klimpernden, cembaloähnlichen Klang verliehen. Da diese Metallplättchen allzu leicht Saiten und Hammerköpfe beschädigten, haben sie sich nicht durchgesetzt.

Besonderheiten des Flügels

1 Gussrahmen
2 Vorderdeckel
3 Kapodaster bzw. Druckstab
(vordere Saitenbegrenzung)
4 Dämpfer
5 Hinterdeckel
6 Dämpferarm
7 Teil der Pedalmutation (Wackelbrett)
8 Teil der Pedalmutation (Stößer)
9 Teil der Pedalmutation
10 Pedalstange
11 Pedal
12 Steg
13 Saitenanhang
14 Gussrahmen
15 Resonanzboden
16 Saite


Ein Flügel steht, wie ein Cembalo, frei im Raum. Raste, Resonanzboden und Besaitung sind horizontal, parallel zum Boden, angeordnet. Der Klang strahlt daher vom Resonanzboden überwiegend nach unten und oben ab. Unten wird er vom Fußboden reflektiert und verteilt, oben entweder vom geschlossenen Deckel gedämpft oder vom geöffneten Deckel gebündelt zur Seite hin abgestrahlt.

Ein Tastendruck führt zu einer Aufwärtsbewegung des hinteren Teils der Tastenwippe. Beim Flügel wird dadurch der Hammer nach oben an die Saite geschleudert. Das Gewicht des Hammers ist direkt an der Taste spürbar und ermöglicht eine differenzierte Klanggestaltung. Durch ihre horizontale Lagerung wird das Zurückschnellen der Hämmer von der Saite durch die natürliche Schwerkraft unterstützt. Die Repetitionsfähigkeit eines Flügels, also die Geschwindigkeit, mit der ein und derselbe Ton mehrfach hintereinander angeschlagen werden kann, ist daher stärker ausgeprägt als bei einem Pianino.

Manche Konzertflügel, etwa der „Imperial“ von Bösendorfer, haben eine auf bis zu acht Oktaven Tonumfang (C2 bis c5) erweiterte Klaviatur.

Besonderheiten des Pianinos

Beim Pianino stehen Raste, Resonanzboden, Gussrahmen, Besaitung und Hammermechanik (Ständermechanik) senkrecht zum Boden, so dass man es platzsparend an die Wand stellen kann und der Klang zunächst nach vorne und nach hinten abstrahlt. Bei der üblichen Aufstellung wird der hintere Anteil direkt von der Zimmerwand reflektiert und zurück auf den Resonanzboden gelenkt. Der vordere Anteil wird vom Gehäuse mit Spielapparat und Spieler reflektiert.

Beim Pianino muss die Aufwärtsbewegung der Tastenwippe in eine Vorwärtsbewegung des Hammers umgesetzt werden. Dadurch wird der Kontakt zum Hammer etwas indirekter.

Herstellung und Verbreitung

1925 wurden allein in Deutschland, dem damals führenden Produktionsland, 137.000 Klaviere gebaut. In den USA ging mit dem Erfolg des Ragtime zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein enormer Aufschwung des Klavierbaus einher, auch (bis etwa 1930) beim Bau pneumatisch und elektrisch angetriebener Reproduktionsklaviere. 2007 wurden weltweit zirka 450.000 Pianinos und Flügel produziert, etwa zwei Drittel davon im Fernen Osten; aus Deutschland kamen weniger als 10.000 Instrumente. Preisunterschiede zwischen ähnlich dimensionierten Klavieren (auch zwischen verschiedenen Produktlinien eines und desselben Herstellers) ergeben sich aus kürzeren oder längeren, mehr oder weniger automatisierten Produktionsprozessen, aus der Produktion in Niedrig- oder Hochlohnländern und aus unterschiedlichen Qualitäten etwa des Klangholzes oder des Filzes.

Im Jahr 1980 gab es in den bundesdeutschen Privathaushalten etwa 9.300.000 Flöten, 8.400.000 Mundharmonikas/Melodikas, 3.800.000 Gitarren, 2.200.000 Akkordeons und 1.600.000 Pianinos/Flügel.

Klang

Zusammensetzung

Blick auf den zweichörigen Saitenbezug eines Flügels – unten die Hammerköpfe, oben die Dämpfer

Zu den spezifischen Merkmalen des Klavierklangs gehören die festgelegten Tonhöhen, eine an die Anschlagsgeschwindigkeit und somit die Lautstärke gekoppelte Färbung des Klangs und das unwiderrufliche Verklingen des Tons, der nach erfolgtem Anschlag nur noch durch Gebrauch des rechten Pedals verlängert und durch allmähliches oder abruptes Aufsetzen der Dämpfung allmählich oder abrupt beendet werden kann.

Eine Besonderheit des Klaviers ist, dass die Töne (abgesehen von den tiefsten) nicht nur von einer, sondern von zwei bis drei gleich gestimmten Saiten erzeugt werden, einem so genannten Saitenchor. Ursprünglich sollte diese „Mehrchörigkeit“ die Lautstärke des Instrumentes erhöhen; vor allem aber führte sie zu einem komplexeren Verlauf des aus Sofort- und Nachklang zusammengesetzten Klanges.

Die Saiten eines Saitenchors werden gemeinsam angeschlagen und schwingen in Phase, da sie gleich gestimmt sind, allerdings mit leicht unterschiedlicher Amplitude, da die Form des Hammers nie vollkommen regelmäßig ist. Sobald die am schwächsten angeschlagene Saite zur Ruhe kommt, beginnt sie mit den anderen Saite mitzuschwingen. Nun fungieren die Saiten des Saitenchors als gekoppelte Pendel und tauschen einen Großteil ihrer Energie miteinander aus.

Als Sofortklang wird der laute, aber schnell abklingende Teil des Klaviertones bezeichnet. Er entsteht hauptsächlich durch eine Transversalschwingung der Saiten in Richtung des Hammerschlags, also senkrecht zum Resonanzboden. Diese Schwingung wird primär vom Hammer angeregt, aber vergleichsweise rasch senkrecht auf den Resonanzboden übertragen, wodurch sie ihre Energie als Schall an die Luft abgibt.

Als Nachklang wird der leisere, dafür aber langsamer abklingende Teil des Klaviertones bezeichnet. Dieser entsteht vor allem durch eine leichte Transversalschwingung der Saiten quer zum Hammerschlag, also parallel zum Resonanzboden. Diese Schwingung gibt ihre Energie nur schwer an den Resonanzboden ab und verklingt daher langsam.

Die Verwendung des linken Pedals schwächt einerseits den Sofortklang, da nur zwei der drei Saiten eines Saitenchores angeschlagen werden, und unterstützt andererseits den Nachklang, da der Saitenchor als System gekoppelter Pendel seine Energie vergleichsweise langsam abgibt. Das linke Pedal führt also nicht nur zu einem anfangs leiseren, sondern auch zu einem relativ länger anhaltenden Ton.

Klangbeeinflussung

Der Klang und die Lautstärke eines Tones auf dem Klavier ist allein abhängig von der Geschwindigkeit und somit von der Bewegungsenergie des Hammers, der die Saiten anschlägt, nicht jedoch von der Art und Weise, wie der Klavierspieler den Hammer auf diese Geschwindigkeit beschleunigt, also auch nicht von einer bestimmten Anschlagstechnik. Wenn man die Pedale unberücksichtigt lässt und von einigen Phänomenen absieht, die eine zusätzliche Rolle spielen, etwa den „oberen“ und „unteren Geräuschen“, die abhängig von der Spielweise beim Zusammenstoß zwischen Finger und Taste bzw. zwischen Tastenholz und Tastenboden entstehen, verlaufen Klangfarben- und Lautstärkenänderung auf dem Klavier also stets parallel zueinander.

Allerdings hängt der Zeitpunkt des Anschlags der Saiten nach dem Beginn des Niederdrückens einer Klaviertaste vom zeitlichen Kraftverlauf und somit der Beschleunigung des Hammers während des Niederdrückens ab, wodurch ein trainierter Pianist einen bestimmten Ton trotz gleicher Lautstärke in gewissen Grenzen gezielt etwas früher oder später erklingen lassen kann ("Mikro-Agogik") und unabhängig von der Lautstärke Akzente setzen kann. Insofern hat die Anschlagtechnik des Pianisten durch den tatsächlich erzielten Zeitpunkt des Einsetzen des Klaviertones einen entscheidenden Einfluss auf den Klaviervortrag.

Stimmen, intonieren und regulieren

Stimmhammer, Stimmkeil aus Gummi und Stimmgabel

Da sich Klaviere durch den Saitenzug, durch die Spielbelastung und durch klimatische Schwankungen verstimmen und in der Folge unschön klingen, sollten sie mindestens einmal jährlich gestimmt werden. Standard ist die gleichstufige Stimmung; für originale oder nachgebaute historische Instrumente werden oft ungleichstufige Stimmungen bevorzugt (historische Aufführungspraxis). Um den Flügel oder das Pianino klanglich auszuarbeiten, wird der Klavierbauer nicht nur stimmen, sondern auch intonieren. Zu den möglichen Vorarbeiten zählt das leichte Abziehen der aus Filz bestehenden Hammerköpfe mit Sandpapierfeilen – das macht den Klang gleichmäßiger und gegebenenfalls etwas „härter“. Dann folgt das eigentliche Intonieren durch gezieltes Stechen in bestimmte Hammerkopfbereiche mit Intoniernadeln – eine Arbeit, die den Klang in der Regel „weicher“ macht. Neben dem Stimmen und Intonieren wirkt sich auch das Regulieren der Mechanik (des Spielwerks, der Klaviatur und der Pedale) unmittelbar auf den Klang des Instrumentes aus.

Raumklima

Das Raumklima hat direkte Auswirkungen auf den Klang des Instruments, außerdem auf Regulierung, Stimmung und insgesamt auf die Wertbeständigkeit.

Vor allem die Luftfeuchtigkeit sollte möglichst konstant sein. Empfohlen wird eine relative Luftfeuchte zwischen 40 % und 70 %, idealerweise zwischen 50 % und 60 %. Werte unter 40 % führen zu starker Austrocknung des Holzes und sollten unbedingt vermieden werden, Werte über 70 % begünstigen Rostbildung an Metallteilen, zum Beispiel den Saiten. Nicht empfohlen wird die Aufstellung an schlecht isolierten Außenwänden, in der Nähe von Heizkörpern oder auf einem geheizten Fußboden; auch Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung sind zu vermeiden.

Klaviere reisen oft um den halben Erdball, bevor sie ihren Bestimmungsort erreichen. Das kann zu schwerwiegenden Problemen führen, beispielsweise, wenn ein für das schwüle Klima Ostasiens konzipiertes Instrument in Mittel- oder Nordeuropa den ersten kalten und somit trockenen Winter durchstehen muss. Heute produzieren große und renommierte Klavierfirmen wie Yamaha ihre für den Export nach Europa oder Nordamerika bestimmten Instrumente in spezifisch klimatisierten Räumen.

Sinkt die Luftfeuchtigkeit über einen längeren Zeitraum stärker ab, so verlieren die Holzbauteile Feuchtigkeit und ziehen sich zusammen. Die Gefahr besteht, dass sich Stimmwirbel und Schrauben lockern, Klaviaturrahmenbalken und Mechanikbalken verziehen (was die Regulierung von Klaviatur und Mechanik beeinträchtigt), dass der Resonanzboden seine Wölbung verliert (wodurch die Stimmung sinkt und der Klang leidet) und vielleicht sogar reißt. Steigt hingegen die Luftfeuchtigkeit über einen längeren Zeitraum stärker an, so verstärkt sich die Wölbung des Resonanzbodens, steigt die Stimmung, können Achsen und Tasten klemmen und wird der Klang dumpfer (weil der Hammerfilz Feuchtigkeit aufnimmt). Diesen Problemen kann bis zu einem gewissen Maß durch hochwertige Materialien entgegengewirkt werden. Auch sind Klaviaturrahmen und Mechanikbalken aus Metall möglich, bringen allerdings wieder andere Nachteile mit sich. Schichtverleimte Resonanzböden arbeiten kaum, klingen aber deutlich schlechter.

Materialien wie Plexiglas[13] oder Kohlefaser-Verbundwerkstoffe[14] reagieren nur wenig auf Klimaschwankungen und werden inzwischen bei einzelnen Serienmodellen zur Fertigung des Klavierkörpers bzw. des Resonanzbodens eingesetzt.

Geschichte

Vorformen

Besaitete Tasteninstrumente werden historisch auf das Monochord zurückgeführt. Mehrere Monochorde entwickelten sich zur beidhändig gespielten Floß- oder Röhren-Zither weiter. Daraus entstanden in der Antike einerseits mit Tasten gespielte Orgeln, andererseits verschiedene gezupfte, geschlagene oder gestrichene Saiteninstrumente, darunter das Psalterium.

Das Organistrum aus dem 12. Jahrhundert – eine Drehleier mit durch Tangententasten veränderbaren Saitenlängen – gilt als Zwischenglied der Entstehung besaiteter Tasteninstrumente. 1397 erwähnt ein Jurist in Padua erstmals ein mit Tasten bedientes Psalterium. 1404 erwähnten die Minneregeln des Eberhard von Cersne erstmals ein clavicordium und clavicymbolum. 1425 erschien ein solches Instrument auf einem Altarbild in Minden, 1440 beschrieb Arnaut Henri de Zwolle diese neue Instrumentengattung in einem Traktat, darunter auch ein mit einer Hammermechanik bedientes, dem Hackbrett verwandtes Dulce melos.

Die vom Psalterium abstammenden Instrumente Cembalo, Clavicytherium, Spinett und Virginal erzeugen den Ton durch Anreißen der Saite mit einem Kiel. Demgegenüber erzeugen Clavichorde den Saitenton durch eine fest mit der Taste verbundene Tangente, die die Saite anschlägt und dabei in einen schwingenden und stummen Teil unterteilt.

Bartolomeo Cristofori

Cristofori-Hammerflügel von 1722 im Nationalen Musikinstrumentenmuseum Rom

Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts wurde viel experimentiert, um ein Tasteninstrument zu konstruieren, das große dynamische Unterschiede (leise und laut) durch unterschiedlich starken Anschlag der Tasten ermöglichte. Der erste, dem dies erfolgreich gelang, war Bartolomeo Cristofori, ein italienischer Instrumentenbauer aus Padua, der seit 1690 am Hofe Ferdinando de’ Medicis (1663–1713) in Florenz für die Instrumente zuständig war. Das Inventar der Musikinstrumente aus dem Jahre 1700 listet ein „arpicembalo che fà il piano e il forte“ (Cembalo, das laut und leise spielen kann) auf, welches üblicherweise auf das Jahr 1698 datiert wird und als erstes Klavier gelten kann. Vermutlich hat Cristofori bereits 1694 einen Prototyp davon gebaut. 1711 veröffentlichte der römische Journalist Scipione Maffei einen Artikel im Giornale dei letterati d'Italia über ein um 1709 von Cristofori gebautes Instrument, welches „gravicembalo col piano e forte“ (Cembalo mit leise und laut) genannt wurde.[15] Der Artikel enthielt eine detaillierte Beschreibung der Mechanik, nach der später der deutsche Klavierbauer Gottfried Silbermann seine 1747 von Johann Sebastian Bach gelobten Hammerflügel konstruierte. Cristoforis Instrumente waren erstaunlich ausgereift. Die Mechanik verfügte über einen Mechanismus, bei welchem der Hammer mittels einer Stoßzunge gegen die Saite geschleudert wurde und diese zum freien Schwingen gleich wieder freigab; das unerwünschte Zurückfallen des Hammers auf die Saite wurde blockiert, und Dämpfer verhinderten das Weiterklingen der Saite nach dem Loslassen der Taste. Cristofori verwendete bereits Doppelsaiten (zwei Saiten pro Ton), um das Klangvolumen zu vergrößern; die Instrumente umfassten vier Oktaven (heutige meistens 71/3, s. o. unter Klaviatur). Trotz ihrer ausgezeichneten Qualität fanden sie keine große Resonanz, daher hörte Cristofori 1726 auf, Klaviere zu bauen, und widmete sich bis zu seinem Lebensende wieder dem Cembalobau. Insgesamt fertigte er knapp 20 Hammerflügel an, von welchen heute noch drei erhalten sind. Das älteste Exemplar steht im Metropolitan Museum of Art in New York, eines aus dem Jahre 1722 im Musikinstrumentenmuseum in Rom und eines aus dem Jahre 1726 in der Instrumentensammlung der Universität Leipzig.[16]

Weitere Entwicklung

Ludwig Emil Grimm: Mann am Klavier, 1826

Seit 1763 wurden vor allem in England Tafelklaviere mit Stoßzungenmechanik und belederten Holzhämmern ohne Dämpfer gebaut. Der Londoner Klavierbauer John Broadwood verbesserte diese Mechanik 1771 und baute sie seit 1782 auch in Flügel ein. Seine Firma produzierte um 1800 allein etwa 400 Tafelklaviere im Jahr.

1775 ersetzte Johann Andreas Stein die bisherige statische Prell-Leiste für die Hämmer durch einzeln bewegliche Zungen und erfand so die „Wiener Prellzungenmechanik“, die die damit ausgerüsteten Hammerflügel modulationsfähiger und klangvoller machte. Ab 1820 setzte sich jedoch die Stoßzungenmechanik mehr und mehr durch, da sie für größere und demgemäß schwerere Hammerköpfe besser geeignet war. 1826 erfand Sébastien Érard auf ihrer Basis die Repetitionsmechanik, die eine rasche Anschlagfolge und damit virtuoses schnelles Spiel ermöglicht. Sie wurde von Henri Herz bis 1850 so weit verfeinert, dass sie bis heute fast unverändert blieb.

Die Dämpferaufhebung erfolgte in einfachen Instrumenten über einen Handzug, den Pantaleonzug oder Fortezug, im „Mozartflügel“ über gut funktionierende Kniehebel, dann aber zunehmend über Pedale; neben der Dämpferaufhebung waren ein Moderator (Filztuchstreifen) und zunehmend die Verschiebung üblich, aber auch Fagottzug (gegen die Saiten gedrückte Pergamentrolle), Harfenzug (Bürsten- oder Tuchfransenleiste), Lautenzug (mit Leder bespannte Leiste), Janitscharenzug (Schlagwerk mit Pauke, Glocken bzw. Schellen) etc. Ab 1824 wurden Klaviersaiten aus stärker belastbarem Gussstahl hergestellt. Ab 1826 erhielten die Hammerköpfe einen Filzbelag. Der 1830 erfundene kreuzsaitige Bezug erlaubte die Anordnung der Saiten in zwei diagonal übereinander verlaufenden Gruppen. Dies brachte Vorteile für die Statik des Instruments und ermöglichte längere Saiten auch in kürzeren bzw. niedrigeren Instrumenten.

Von 1750 bis 1850 wuchs die Klaviatur von fünf auf siebeneinhalb Oktaven an. Der Trend zu größerer Lautstärke und größerem Tonumfang verlangte mehr und dickere Saiten, deren enorme Zugkraft erst mit zusätzlichen Verstrebungen, ab 1799 durch Eisenspreizen aufgefangen wurde. Daraus entwickelte sich bis 1831 der eiserne Gussrahmen, dessen bis heute übliche Form sich die Firma Steinway & Sons 1859 patentieren ließ.

Seit 1770 wurden auch die ersten aufrecht stehenden Hammerklaviere in verschiedenen Formen gebaut, darunter Giraffenklavier, Harfenklavier, Lyraflügel, Pyramidenklavier und Schrankklavier. 1811 baute Robert Wornum das erste aufrecht stehende Klavier in rechteckiger Kastenform, genannt Cottage Piano, und entwickelte es bis 1826 zum Piccolo Piano weiter. Jean-Henri Pape baute 1826 ein nur ein Meter hohes Pianino mit kreuzsaitigem Bezug. Diese Bauweise löste die material- und platzaufwendigeren Tafelklaviere bis 1850 ab.

Die Bauelemente heutiger Klaviere waren bis 1900 alle voll entwickelt und wurden durch fabrikmäßige Massenproduktion standardisiert. Das Klavier wurde international zum mit Abstand beliebtesten Hausinstrument des Bürgertums.

Digitalklaviere

Chromatische Tonleitern abwärts auf einem Digitalpiano gespielt

Seit etwa 1990 werden digitale Klaviere entwickelt, die die Spielweise und den Klang von akustischen Instrumenten nachahmen. Teilweise werden sogar Klaviermechaniken von mechanisch-akustischen Instrumenten verwendet, deren Bewegung mit Sensoren erfasst wird.

Heute wird der Klang eines Tones nicht synthetisiert, sondern unter verschiedenen Bedingungen (Anschlagstärke, Pedalgebung, Resonanzen in Abhängigkeit von bereits zuvor niedergedrückten Tasten) mit hochwertigen Mikrophonen aufgenommen, digitalisiert und gespeichert (englisch: "Sampling") und dann durch das digitale Instrument entsprechend der Betätigung der Tasten wiedergegeben.

Solche Instrumente werden zunehmend auch von professionellen Pianisten zu Übungszwecken und zum Unterrichten eingesetzt.

 

Ouelle:Wikipedia

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